IronMan Lanzarote am 22.05.2010

Bericht

Irgendwie hat Ironman immer etwas mit früh aufstehen zu tun. So klingelte dann auch am 13. Mai mein Wecker bereits um 4 Uhr morgens, dabei ist der Start doch erst am 22. Mai!? Aber der Flug nach Lanzarote geht schon um 7 Uhr, deshalb auch hier schon das frühe Aufstehen. Der Hinflug über Madrid verläuft reibungslos, doch schon bei der Landung in Arrecife auf Lanzarote wird mir klar: hier gibt es einen sehr sehr kräftigen Wind. Dieser Eindruck wird dann auch in den folgenden Tagen bei den jetzt nur noch recht leichten Trainingseinheiten voll und ganz bestätigt. Gegen den Wind, der zumeist zwischen 4 und 6 Beaufort mit Böen bis zu 80 km/h hat, sind auf dem Rad Geschwindigkeiten von unter 20km/h bei erheblichem Krafteinsatz keine Seltenheit. Bei Rückenwind hingegen kann ich sogar längere leichte Steigungen mit 40-50 Sachen bezwingen. Und so stellte ich mich schon mal auf eine Radzeit von über sechs Stunden ein. Doch am Rennmorgen war alles etwas anders ...

Samstag, 22. Mai 2010: Wieder klingelt der Wecker um 4 Uhr morgens, aber das sonst übliche klappern der Fenster im Wind fehlt fast völlig. Nach einem kleinen Frühstück geht's ab zum Startbereich, um voller Aufregung noch die letzten Vorbereitungen zu treffen: Reifen aufpumpen, Powerbars anbringen, Flaschen füllen, noch einmal zum Dixiklo und dann ab in den Neoprenanzug und an den Strand. Auch hier herrscht eine eigentümliche Ruhe, nicht nur das Meer ist verhältnismäßig ruhig (Wellenhöhe nur ca. einen halben Meter), sondern auch die knapp 1400 Triathleten sind erstaunlich ruhig, und statt der sonst üblichen Drängelei und Hetze nach dem Startschuss, gehen hier die Menschen ziemlich gesittet nacheinander ins Wasser. Auch im Wasser halten sich Kollisionen und damit verbundene Schläge sehr in Grenzen. Das Schwimmen macht mir richtig Spaß! Ich finde auch sofort meinen Rythmus und kann ungestört im Dreierzug atmen, das ist keineswegs selbstverständlich, wenn tausende von Armen um einem herumwirbeln. Es sind zwei Runden zu schwimmen, die durch einen kurzen Landgang getrennt sind. Die erste Runde läuft gut, in der zweiten Runde meldet sich dann mein entzündeter Tennisellbogen und ich nehme sicherheitshalber etwas Druck raus und folge einem Paar Füße, die so ungefähr mein Tempo haben, und beende die zweite Runde. Geschafft, mein ungeliebter Schwimmteil ist vorbei:-) Jetzt beginnt mein Rennen!

Die Wechselzone ist lang und es dauert daher über sechs Minuten für Neo ausziehen, duschen, Neo verpacken, Radlschuhe und Helm anziehen, eincremen (ganz wichtig!) Radl holen und zur Radstartlinie laufen. Von Puerto del Carmen geht es direkt den ersten Berg nach Yaiza hinauf, sodass sich das Feld gleich schön auseinander zieht und Windschattenfahren nicht nur verboten, sondern einfach nicht möglich ist. Von dort geht's runter nach El Golfo und dann weiter über die gesamt Insel mit insgesamt 2550 Höhenmetern. Bis Mirador del Rio geht es mir sehr gut und obwohl nun doch der Wind auf 3 bis 4 Beaufort aufgefrischt hat, kann ich einen Schnitt von knapp 32km/h halten und trotzdem die herrliche Landschaft geniessen. Doch dann unterläuft mir ein echter Anfägerfehler: In Mirador del Rio bekomme ich keinen Energie-Drink, sondern nur Wasser. Also nehme ich nur eine Flasche. Böse Falle! Die nächste Verpflegung ist erst kurz vor Teguise. Das sind rund 40 km. Schon nach gut 20 km klebt meine Zunge am Gaumen fest und ich fühle, wie mir der Dampf ausgeht und der Schädel zu brummen beginnt. Also, Druck rausnehmen und Zähne zusammenbeißen. In Teguise tanke ich erst mal so richtig voll. Aber es dauert eine ganze Weile, bis der Kopf wieder klar wird und die Kraft in die Beine zurückkehrt. Aber besser spät als nie. Und so beende ich nach knapp 5 Stunden und 40 Minuten die 180 km.

Da meine Haut auf den Unterarmen schon Blasen wirft (eine Mischung aus Sonnenbrand und Sonnenallergie) lasse ich mich in der Wechselzone gründlich eincremen und dann geht raus auf die letzten 42,195 km. Es sind drei "Runden" zu laufen: zuerst eine lange Runde (knapp 19 km) am Flughafen vorbei und zurück zur Wechselzone und dann zwei kurze Runden (jeweils knapp 12 km) bis zum Flughafen. Die erste Runde läuft nach einer kurzen Einlaufphase super. Die zweite geht schon etwas zäher und ich merke, dass auch auf der Laufstrecke ein paar Höhenmeter verbaut sind. Am Ende der zweiten Runde meldet sich dann mein Magen-Darmtrakt und rebelliert gegen Isostar und Co. Zu Beginn der letzten Runde bin ich noch guter Dinge, dass ich meine Innereien voll unter Kontrolle habe. Doch knapp 10 km vorm Ziel steigt der Druck erheblich an und ich ziehe mich für ein paar Minuten in eines der bereitgestellten blauen Plastikhäuschen zurück. Danach geht es, mental und physisch erleichtert, mit immer noch kraftvollen Schritten in Richtung Ziel, welches ich nach insgesamt 10 Stunden und 25 Minuten zufrieden erreiche.

Resumee: Der Ironman Lanzarote wird nicht umsonst als einer der härtesten Ironman bezeichnet. Auch wenn ich diesmal Glück mit dem verhältnismäßig (!) schwachen Wind hatte, bleiben immer noch die vielen Höhenmeter und die hohen Temperaturen von bis zu 31 Grad auf schattenlosen Strecken zwischen den Lavafeldern zu bezwingen. Aufgrund der perfekten Organisation und der respektvoll ruhigen Atmosphäre unter den Triathleten konnte ich den Ironman durchwegs geniessen und hatte viel Spaß beim Kampf gegen mich selbst. Mit dem 115. Platz in der Gesamtwertung und dem 20. Platz in meiner Alterklasse bin ich auch sehr zufrieden, zumal ich einer der Ältesten in meiner Altersklasse bin und sogar der schnellste Deutsche in meiner Alterklasse bin, obwohl es dort vor Deutschen nur so wimmelt ;-)

    Ergebnis
Name Gesamtplatz AK Platz AK Zeit (hh:mm)
Rinnen, Norbert 115 40-44 20 10:25:36

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